Entwicklung der Widerristhöhen beim Beauceron

seit dem Standard von 1897

Erster Standard

1896/97 wurde der erste Standard für den Beauceron festgelegt. Eine Kommission aus Züchtern und Vertretern des Landwirtschaftsministeriums legte die Widerristhöhe für Rüden und Hündinnen auf 60 bis 70 cm fest. Dies war überraschend, da E. Boulet ein Jahr zuvor die Masse einiger Beaucerons mit 60–64 cm für Rüden und 53–55 cm für Hündinnen angegeben hatte. Offenbar wollte die Kommission den ursprünglich kleineren, agileren Schäferhund grösser und imposanter züchten.

Kritik von Siraudin

1927 kritisierte der Züchter und Autor Siraudin die großen Hunde und meinte, dass kleinere, leichtere Hunde besser für die Herdenarbeit geeignet sind. Diese seien temperamentvoller und agiler. Er empfahl, dass die Hunde nicht grösser als 65 cm sein sollten.

Grössenanpassungen 1955 bis 1972

Siraudin konnte sich mit seiner Meinung nicht durchsetzen. 1955 wurde das Mindestmaß erstmals erhöht. Zehn Jahre später lagen die Widerristhöhen für Rüden bei 65–70 cm und für Hündinnen bei 63–68 cm. 1979 wurde das Mindestmass für Hündinnen auf 61 cm gesenkt.

Auswirkungen auf die Zucht

Auf den ersten Blick wirken diese Änderungen klein, doch sie hatten grosse Auswirkungen. Seit 1897 wurden die Höchstmasse unverändert beibehalten, aber besonders gut gebaute Rüden, die ideal für die Arbeit waren, wurden aus der Zucht ausgeschlossen. So wurden rund 50 % der männlichen Tiere aus dem Genpool entfernt. Ziel war es, den Beauceron für den Sport (franz. Ring) besser geeignet zu machen, wie es 1972 vom Präsidenten des Französischen Beauceronklubs, Herrn Ticket, gewünscht wurde. Diese Anpassung hat jedoch nicht den gewünschten Erfolg gebracht.

Bedeutung für die Zukunft

Eine Zucht, die sich nur auf Körpermerkmale konzentriert, kann eine Dynamik erzeugen, die schwer kontrollierbar wird.

Sobald ein Merkmal im Zielkatalog ist, wird an der Schraube gedreht – bis hin zur Übertypisierung mit Tierschutzrisiken. Hunde werden für den Menschen gezüchtet, der mit ihrer Kraft und ihrem Temperament umgehen können muss. Wird dieser Kreis immer kleiner, schrumpft auch der Platz des Rottweilers in unserer Gesellschaft.“ (Dr. Reiner Beuing)

Das, was Dr. Beuing für den Rottweiler beschreibt, trifft genauso auf den Beauceron zu.