Warum Züchter die Harlekin-Färbung meiden sollten
Es geht nicht um die ästhetische Bewertung der Harlekin- oder Merle-Färbung, sondern um die gesundheitlichen Risiken, die die Merlezucht für die Beauceron-Rasse mit sich bringt. Dieses Risiko sollte von Züchtern und Käufern nicht ignoriert werden.
Die Merle-Scheckung ist bei Welpen und Junghunden oft auffällig, verschwindet jedoch bei vielen erwachsenen Beaucerons. So entsteht eine Färbung, die mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden ist und nur im Jugendalter des Hundes sichtbar bleibt.
Der bekannte Genetiker Dr. Malcolm B. Willis warnte bereits 2005 Züchter vor der „plötzlich“ auftauchenden Merlefärbung bei Chihuahuas.
Dazu aus Merle Chihuahuas- time to call a halt
„Falls einige von Ihnen das Gefühl haben, dass weitere Farben schön wären, ist es wichtig, darauf hinzuweisen , dass die Merle-Scheckung durch ein gefährliches Gen hervorgerufen wird. Hunde mit homozygotem Merle (MM ) sind in der Regel weiss und haben sehr oft Beeinträchtigungen im Hör-und Sehvermögen. Aus diesem Grund anerkennen einige Kennel Clubs die Merleschekung nicht. Viele andere Kennel Clubs und Züchter verbieten die Verpaarung Merle x Merle.
Die Verpaarung Merle x Merle (Mm x Mm) würde im Durchschnitt 25% MM, 50 % Mm und 25% mm hervorbringen. Und natürlich gäbe es bei den 25 % homozygoten Merles (MM) ernsthafte Probleme.
Die landläufige Meinung ist, dass heterozygote Merles (Mm) ganz normal sind.
Doch vor 30 Jahren zeigten Untersuchungen, dass auch Merle-Hunde geschädigt sind:Augenprobleme bei Merle-Dackel ( Wegner und Reetz, 1975 Dausch et al , 1977)
- Augenprobleme bei Merle-Dackel ( Wegner und Reetz, 1975 Dausch et al , 1977)
- geschädigte Spermien ( Treu et al , 1976)
- Beeinträchtigungen des Gehörs ( Reetz et al , 1977)
Diese Probleme wurden bei homozygoten Merles (MM) aber auch bei heterozygoten Merles (Mn) festgestellt. Die Schäden am Gehör zeigten sich von leichter Schwerhörigkeit bis zur kompletten Taubheit und traten bei 54,6% der homozygoten Merles und 36,8% der heterozygoten Merles auf. Basierend auf diesen Untersuchungen und ihre eigenen Untersuchungen auf Schädigungen der Augen, schlugen die Wissenschaftler vor (Klinckmann et al (1986)), die Zucht von Merles einzuschränken.“ (Zitat-Ende)
Es ist noch viel komplizierter
Vor einigen Jahren ging man davon aus, dass der Erbgang des Merle-Gens einfach sei, mit nur drei Genotypen:
- mm = Normal gefärbt (Non-Merle)
- Mm = Harlekin-Scheckung (Merle)
- MM = Reinerbig Merle (Double Merle, unerwünscht, aber vermeidbar durch richtige Verpaarung)
Heute weiss man, dass es zusätzlich noch weitere Genotypen gibt:
- mm = Reinerbig für das Wildtypallel, keine Merle-Färbung (Non-Merle)
- Mm = Mischerbig, Träger des Merle-Gens, Färbung Merle, vererbt Merle mit 50% Wahrscheinlichkeit
- MM = Reinerbig für Merle, Färbung Double Merle, vererbt Merle zu 100%
- M(c)m = Mischerbig für das „kryptische“ Merle-Gen, Färbung Non-Merle, vererbt kryptisches Merle mit 50% Wahrscheinlichkeit
- M(c)M(c) = Reinerbig für das „kryptische“ Merle-Gen, Färbung Non-Merle, vererbt kryptisches Merle zu 100%
- m(c)m = Mischerbig für kryptisches Merle und Merle-Defektgen, Färbung Merle, vererbt beide Gene mit 50% Wahrscheinlichkeit
Bereits beim früheren Wissensstand war die Harlekin-Zucht problematisch, da im Durchschnitt fast 38 % der Harlekins geschädigt waren. Angesichts des neuesten Wissensstandes ist es jedoch unverantwortlich und tierschutzrelevant, weiterhin Harlekins zu züchten.
Vielleicht fragen Sie sich, was daran tierschutzrelevant ist, wenn eine Farbe gezüchtet wird, die schon lange existiert. Doch für den Beauceron gilt: Die Harlekin-Färbung ist jünger als oft angenommen. Sie wurde erst in den 1970er Jahren durch den "papierlosen" Rüden Sam in die Zuchtpopulation eingeführt – zuvor war dieser Farbschlag seit Jahrzehnten aus der Beauceron-Zucht verschwunden.
Wichtiger noch ist, dass das Tierschutzgesetz Zuchtmethoden verbietet, die bei Elterntieren oder Nachkommen durch das Zuchtziel verursachte Schmerzen, Leiden oder Schäden mit sich bringen.