Beauceron Rasseportrait – Der vielseitige Berger de Beauce
Das flinke Energiebündel aus den französischen Ebenen
Der Beauceron (ausgesprochen Bosseron) stammt von Hirtenhunden ab und ist treu, selbstsicher und robust. Besonders in jungen Jahren benötigt er eine konsequente Erziehung. Mit der richtigen Führung wird er zu einem angenehmen Familienhund und begeisterten Begleiter bei fast allen Sportarten.
Eine rührende Geschichte zeigt, was diese Rasse ausmacht: Eine Beauceron-Hündin musste sich im Alter von 11 Monaten von ihrem ersten Besitzer trennen und fand eine neue Familie. Obwohl sie sich nach sechs Monaten gut eingelebt hatte, empfing sie ihren ersten Besitzer jedes Jahr mit grosser Freude und litt, wenn er wieder ging. Sie starb im Alter von 13 Jahren, immer ihrem ersten Besitzer treu.
So ist der Beauceron: Er ist liebevoll, loyal und folgt seiner Bezugsperson bedingungslos. Mit einer konsequenten Erziehung wird er ein wunderbarer Familienhund. „Wir legen großen Wert auf die Sozialisierung der Welpen“, sagt Erwin Meinen, ehemaliger Präsident des Schweizerischen Klubs der Beauceron-Freunde. „Der Beauceron identifiziert sich stark mit seinem Umfeld und opfert sich für sein Zuhause auf.“
Ein vielseitiger Begleiter
Der Beauceron ist nicht nur treu, sondern auch ein echtes Arbeitstier. Vielseitig einsetzbar, eignet er sich für alle Arten von Hundesport und als sportlicher Begleiter. Allerdings ist der Bas Rouge in seiner Entwicklung eher ein Spätzünder. Bis etwa 18 Monate bleibt er verspielt, bevor er in die Pubertätsphase geht, die bis rund drei Jahre dauern kann.
Der Beauceron geht mit hoher Ernsthaftigkeit an jede Aufgabe und gibt nicht auf. Der französische Standard beschreibt ihn als „sage“ (brav) und „hardi“ (kühn), was gut zeigt, wie der ideale Beauceron sein sollte. Kurz gesagt: Er ist kein Weichei, aber auch kein Rüpel. Hündinnen können, wie Meinen sagt, sogar richtig verschmust sein.
Die Arbeitsfähigkeit des Beaucerons hängt mit seiner Herkunft zusammen. Als Nachkomme von Hirtenhunden wurde er gezüchtet, um Herden vor wilden Tieren zu schützen. In seinem „Cours d’agriculture“ beschreibt Francois Rozier einen Mastiff, der in der Lage war, einen Wolf zu attackieren – was zeigt, dass die Urahnen des Beaucerons wehrhaft waren.
Verschiedene Entwicklungen führten dazu, dass der Herdenschutz immer weniger wichtig wurde: Der Wolf wurde stark dezimiert, und das Land wurde zunehmend in Parzellen aufgeteilt. Dadurch musste das Vieh zwischen den Parzellen hin- und hergetrieben werden. Ein weiteres Element war das „vaine pâture“-Recht, das es seit dem Mittelalter erlaubt, Vieh auch auf anderen Flächen wie Wald oder Brachland weiden zu lassen.
Diese Veränderungen brachten für die Schäferhunde eine neue, zentrale Aufgabe: das Treiben von Vieh. Besonders im Flachland, wo die Parzellierung und die Wolfabwehr stärker wirksam waren, spielte diese Aufgabe eine wichtige Rolle. Der Name „Beauceron“ oder „Berger de Beauce“ weist auf die Region „la Beauce“ hin, ein fruchtbares Plateau südwestlich von Paris.
In Frankreich, wo die Landwirtschaft lange lokal geprägt war, entwickelten sich verschiedene Typen von Schäferhunden, die sich später zu eigenen Rassen formten. Im 19. Jahrhundert, mit dem Aufkommen von Hundeschauen und Reinzucht, wurde der Begriff der Rasse verfeinert. 1863 wurden auf der ersten französischen Hundeausstellung 16 Tiere gezeigt, die als Beauceron erkennbar waren. 1893 beschrieb der Veterinär Pierre Mégnin den Beauceron und unterschied ihn klar vom langhaarigen Berger de Brie.
Die Geschichte des Bas Rouges
1896 legte eine Kommission unter dem Einfluss von Mégnin die Merkmale der französischen Schäferhundrassen fest. Es wurde eine klare Unterscheidung getroffen: Kurzhaarige Schäferhunde wurden als „Berger de Beauce“ und langhaarige als „Berger de Brie“ bezeichnet. Dabei ist wichtig zu wissen, dass die Namen nichts über die tatsächliche geografische Herkunft der Rassen aussagen, da sowohl kurz- als auch langhaarige Hirtenhunde in verschiedenen Regionen Frankreichs vorkamen. Der Name „Bas Rouge“, der sich auf die rötlichen Brandzeichen bezieht, ist daher eine neutralere und bis heute gebräuchliche Bezeichnung für den Beauceron.
Aus der Kommission um Mégnin entstand 1896 der „Club Francais du chien de Berger“. Kurz darauf wurde ein erster Standard publiziert. 1911 folgte die Gründung des offiziellen französischen Rasseklubs („Club des Amis du Beauceron“). Während des Ersten Weltkrieges erlebte die Zucht einen Unterbruch. Im „Grand Guerre“ dienten viele Tiere in patriotischer Mission, so auch zahllose Spür-, Melde- und Transporthunde. Nach dem Krieg wurden die züchterischen Aktivitäten wieder aufgenommen. Der bis heute massgebende (wenngleich noch einige Male revidierte) Standard geht auf das Jahr 1923 zurück. Die erste Eintragung ins Schweizerische Hundestammbuch erfolgte 1931.
Den Bezug zur Herde hat der Beauceron in der modernen Gesellschaft mehrheitlich verloren. Er ist ein Hund für echte Liebhaber, wie auch die Zahlen zeigen. Aktuell sind in der Datenbank von AMICUS ca 1200 Hunde mit der Rassebezeichnung „Beauceron“ / „Berger de Beauce“ registriert. Unter den Besitzern finden sich verschiedenste Leute vom „Handwerker bis zum Multimillionär“. Ohne Zweifel ist der Beauceron von eindrücklicher Statur. Daher könnte er ins Fahndungsraster von Leuten geraten, die sich einen Hund zum Imponieren suchen. Doch die Züchter prüfen Kaufinteressenten genau, damit ihre Welpen in ein optimales Umfeld gelangen.