Fehlfarben (Fellfarben) beim Beauceron (3)
Gelegentlich trifft man auf Beaucerons, die nicht das übliche ‚Black and Tan‘ zeigen, sondern eine braune Variante – also ‚Brown and Tan‘.
Diese Farbvariante ist bekannt, wird im Standard jedoch als disqualifizierender Fehler aufgeführt.
Die frühen Beaucerons und ihre Farben
Im Jahr 1896 trat eine Kommission aus Züchtern und Vertretern des Landwirtschaftsministeriums zusammen, mit einer klaren Mission: die beiden Varietäten des Französischen Schäferhundes genau zu erfassen und erstmals einen offiziellen Standard zu erstellen. Heraus kam ein Dokument, das die damals anerkannten Fellfarben festhielt: schwarz, schwarz mit Brand (bas rouge), fauve, fauve charbonniert, grau und grau mit schwarzen Flecken. Besonders für Arbeitshunde wurden dunklere Tiere empfohlen. Überraschend: Braun taucht in dieser Liste gar nicht auf! Und als besonders schwerwiegender Fehler galt eine «helle Nase», die braune Hunde naturgemäss haben.
Doch die Geschichte der Beaucerons ist nicht immer so schwarz-weiss. Trotz der offiziellen Norm muss es, wenn auch sehr selten, braune Exemplare gegeben haben. Ein Foto aus der Zeit um 1910/15 deutet darauf hin: Ein Junghund zeigt helle Fellpartien, die sich deutlich vom schwarzen Herrenjackett seines Besitzers unterscheiden – ein stiller Hinweis darauf, dass Braun zumindest gelegentlich vorkam.
Die braune Farbe blieb allerdings eine Seltenheit. In der vielbeachteten Zeitschrift Vie à la Campagne erschien am 15. Juni 1922 ein kritischer Artikel von Achille Malric.
Er schrieb über die Beaucerons seiner Zeit: „Der heutige Typ datiert von 1890, er stammt ursprünglich von unserem Beauceron von 1809 ab und, wie bei den meisten ausländischen Rassen, entstand er durch Kreuzungen. (…) In seinem Haarkleid waren alle Farben vertreten. Weit verbreitet war der schwarze Mantel mit eher hellen Extremitäten, dann aschgrau mit zweifarbigen Augen und schliesslich wolfsrot.“
Über braune Beaucerons verliert Malric kein Wort – ein weiterer Beleg dafür, wie selten sie wirklich waren.
Quelle: Französische Schäferhunde - Janes/Steccanella - (1998)
Die Frage ist nun: Wie kommt es zu einer solchen Färbung?
Etwas Genetik
Es sind mehrere Farbkombinationen möglich. "Black and Tan", "Chocolade and Tan", Schwarz, Braun oder Agouti
Gen-Lokus |
Genotyp |
Grundfarbe |
Tan-Abzeichen |
Farbwirkung / Erscheinung |
---|---|---|---|---|
B-Lokus (Brown) |
B/B oder B/b |
Schwarzpigment |
at/at |
Schwarz mit Brand (klassischer Black and Tan) |
B-Lokus (Brown) |
b/b |
Braunpigment |
at/at |
Braun mit Brand („Chocolate & Tan“) |
A-Lokus (Agouti) |
at/at |
je nach B-Lokus |
definiert |
Tan-Abzeichen an Pfoten, Brust, Augenbrauen |
A-Lokus (Agouti) |
A/A oder A/at |
je nach B-Lokus |
nicht at |
Kein klassisches Black and Tan-Muster – andere Agouti-Muster möglich |
B-Lokus |
B/- |
- |
kein at |
Schwarz ohne Tan-Markierungen |
B-Lokus |
b/b |
- |
kein at |
Braun ohne Tan-Markierungen |
Zusammengefasst:
-
Black and Tan = at/at
-
Die Grundfarbe wird durch den B-Lokus bestimmt:
-
B/- → schwarz
-
b/b → braun
-
-
Die Tan-Abzeichen bleiben unabhängig von Schwarz oder Braun sichtbar.
Haben zu helle Augen etwas mit der Fellfarbe zu tun?
Ja, der B-Lokus (Brown) mit b/b kann indirekt ein Faktor für hellere Augen sein, aber nicht zwingend die alleinige Ursache.
B-Lokus und Pigment
-
B-Lokus (Brown) steuert das Eumelanin (schwarzes Pigment):
-
B/- → schwarz
-
b/b → braun
-
-
Ein Hund mit b/b hat also braunes Fell statt schwarz.
-
Weniger dunkles Pigment im Fell kann auch weniger dunkles Pigment in der Iris bedeuten → Augen wirken heller (bernsteinfarben bis hellbraun).
at/at (Black and Tan)
-
Das at/at-Muster legt fest, wo die Tan-Abzeichen erscheinen.
-
Die Grundfarbe (hier b/b → braun) betrifft auch die dunklen Partien, inklusive der Augenfarbe.
-
Tan-Abzeichen selbst beeinflussen die Augenfarbe nicht direkt.
Zusammenfassend
-
b/b + at/at → braunes Fell mit Tan-Abzeichen
-
Augenfarbe kann heller sein als bei B/-, weil das Melanin im Braunpigment reduziert ist
-
Aber: Für wirklich helle/gelbe Augen sind oft zusätzliche Faktoren nötig, z. B.:
-
Dilution-Lokus (d/d → „Isabell“ / „Lilac“)
-
Merle-Gen (M/m)
-
Andere Pigment-Modifier (SLC45A2, OCA2 usw.)
-
Kurz gesagt: b/b kann Augen heller machen, ist aber allein selten der Grund für stark gelbe Augen – da spielen weitere Gene eine Rolle.